Ramadan naht und viele haben schon angefangen, sich auf den Monat vorzubereiten. Dabei hat jeder eine ganz andere Vorgehensweise, wie er den Ramadan angeht. Jeder von uns ist unterschiedlich und möchte sich auf verschiedene Dinge vorbereiten. Manche mögen auch gar keine Vorbereitung und stürzen sich dann einfach in die ersten Ramadan Tage. Allerdings ist es wirklich hilfreich, sich vorher ein paar Überlegungen gemacht zu haben. Wenn ihr euch noch nicht vorbereitet habt, gibt es jetzt noch schnell eine Gelegenheit.
Ich habe für euch ein paar Tipps erstellt, mit denen ihr ein paar Ideen zur Vorbereitung habt. Ich finde es immer einfacher sich schon vorher Gedanken zu machen, als plötzlich am 1. Tag total unter Stress zu stehen.
Und damit meine ich nicht die Einkäufe für das Essen am Abend. Meine lieben Geschwister, bitte lasst euch den Rat geben: Es geht beim Ramadan nicht nur um das Essen. Wer beim Ramadan zunimmt und viel Essen in den Müll wirft, weil die Augen größer sind, als der Magen, der sammelt damit nicht unbedingt Pluspunkte bei Allah. Darum ist mein 1. Tipp, doch bezüglich dem Einkaufen:
1. Denke darüber nach, wieviel Essen ihr wirklich benötigt:
Wenn wir im Zustand des Hungers einkaufen oder Essen kochen, dann kochen wir oft viel mehr, als wir benötigen.
Wer im Ramadan zunimmt, sollte sich Gedanken über das Thema Konsum von Lebensmitteln machen.
Es geht um den Verzicht und nicht um Verschwendung. Überlege dir, dass in anderen Teilen der Welt, nicht einmal genug Nahrung vorhanden ist. Für uns ist Ramadan ein Spaß, andere Menschen haben ständig nicht genug zu Essen. Für manche macht der Ramadan vielleicht nicht einmal einen Unterschied. Aus der Geschichte lernen wir, dass der Prophet sich manchmal tagelang nur von Datteln ernährt hat. Denk darüber nach.
Plane außerdem deine Einkäufe. Schaue was du alles auf Vorrat kaufen kannst (zb. Öl, Couscous, Reis etc) Damit du nicht soviel während des Ramadans einkaufen musst. Du wirst über jede Erleichterung froh sein. Selbst wenn du bisher noch nicht eingekauft hast, erledige deinen Großeinkauf gleich am Anfang von Ramadan, denn dann wird es dir noch leichter fallen und es ist ein schönes Gefühl, dass man das am Anfang schon erledigt hat.
2. Erstelle einen Ernährungsplan:
Aufbauend auf deinen Überlegungen zum Thema Nahrung, kannst du einen Ernährungsplan gestalten. Nehme dir am besten immer eine komplette Woche (oder mehr) vor und überlege was es jeweils zum Iftar und Suhur geben soll. Versuche gleich einen Einkaufsplan zu erstellen, welche Sachen du noch benötigst, welche nicht auf Vorrat sind. Du solltest auch gleich deine Gäste mit einplanen und die Tage wo du wahrscheinlich nicht Kochen musst, weil du auf Besuch bist.
Bitte meine Lieben, beherzigt den Tipp wegen der Verschwendung von Essen und meldet euch vorher an, wenn ihr jemanden besucht, damit derjenige das Essen planen kann. Haltet es genauso und bittet eure Gäste euch vorher Bescheid zu sagen.
Ich bin zwar keine Ernährungsexpertin aber folgende Dinge habe ich mittlerweile gelernt:
Du solltest bedenken, dass dein Magen beim Fasten nicht wie im Normalzustand funktioniert. Zuviel Essen auf leeren Magen kann zu Magenproblemen und Übelkeit führen. Schwere gehaltvolle Kost liegt dann wortwörtlich schwer im Magen. Empfehlenswert sind Suppen und Eintöpfe. Durch ihre Flüssigkeit helfen sie zu dem noch deinen Wasserhaushalt zu regulieren. Vergiss auch nicht genügend Vitamine zu dir zu nehmen.
Vermeide Öl und Zucker. Zucker wird vom Körper ganz schnell abgebaut und führt dann zu Heißhunger. Gerade die beliebten Süßigkeiten, welche vor Öl und Zucker nur so triefen, solltest du vermeiden. Du kannst sie immer noch im restlichen Jahr und zu Eid genießen.
Wenn du viel Kaffee trinkst, kann das (aus schmerzlichen Erfahrungen) sogar zu Entzugserscheinungen wie Nervosität oder starker Migräne führen. Du solltest versuchen deinen Kaffeekonsum täglich zu verringern. Wenn du die Vermutung hast, dass es dir durch den Koffeeinmangel so schlecht geht, dann trink zumindest in der Nacht einen starken Kaffee zu Suhoor, um deine Reserven aufzufüllen. (Zumindest wenn du dann noch schlafen kannst- mir hat das sehr geholfen)
3. Strukturiere deinen Tag:
Je nach dem, wie dein Alltag und deine Familienverhältnisse sind, fällt es dir vielleicht schwerer oder leichter deinen Tag einzuteilen. Auch wenn du nicht viele Pflichten hast, die du übernehmen musst, solltest du dir einen Tagesplan aufstellen. Ansonsten ist die Versuchung groß, einfach den Tag zu verschlafen. Es ist nicht sinnvoll einfach den Tages und Nachtrhythmus umzukehren und vielleicht sogar die Gebete zu verschlafen. Das ist auch nicht der Sinn des Fasten.
Stattdessen solltest du dir Gedanken machen, an welchen Stellen im Tag du dir Pausen einplanen kannst (zb. für einen erfrischenden Mittagsschlaf) Wenn du eine große Familie hast, sollten auch alle mit anpacken und nicht die alleinige Verantwortung für Kochen, Einkaufen und Tagesgestaltung bei der Mutter belassen.
Schreibe auch in den Plan, wann du Zeit für zusätzlichen Gottesdienst, Dhikr, das Besuchen der Moschee oder für das Lesen des Korans einplanst.
4. Reflektiere Ramadan und deine Beziehung zu Allah:
Das tollste an Ramadan ist ja, dass Allah uns jedes Jahr wieder die Gelegenheit gibt, unsere Beziehung zu ihm zu stärken und zu reflektieren. Am besten ziehst du dein erstes Resümee gleich vor Beginn des Ramadans, damit du weißt woran du dieses Jahr besonders arbeiten möchtest. Oder was dir im Ramadan helfen kann, deine Beziehung zu Gott zu intensivieren.
Stelle dir vor Beginn ein paar Fragen. Das könnten zb. sein:
- Was fällt mir derzeit schwer in der Ausübung meiner Religion?
- Wie gestaltet sich meine religiöse Praxis im Alltag?
- Wie ist mir der Ramadan im letzten Jahr geglückt?
- Wie kann ich meinen Glauben stärken?
- Gibt es Sachen, die ich bereue und ändern möchte?
- Was möchte ich unbedingt in der nächsten Zeit lernen?
- Welche Bücher möchte ich lesen?
- Kenne ich die Bedeutung des Ramadans und des Fastens?
- Wie ernähre ich mich im Ramadan gesund?
- Wie möchte ich den Ramadan meinen Kindern vermitteln?
5. Erstelle eine Dua -Liste:
Im Ramadan sollten wir besonders viel Dua machen. Besonders in den letzten 10 Nächten, weil eine davon die Nacht der Bestimmung sein wird. Mach dir am besten eine Liste, welche Duas du jeden Tag aufsagen willst. Such dir vielleicht Extra für Ramadan ein paar besonders schöne Duas heraus und lerne sie auswendig. Vergiss auch deine Liebsten nicht zu erwähnen.
6. Lerne 30 Tage lang etwas Neues:
Ramadan ist der ideale Zeitpunkt um etwas neues zu Lernen. Wir konzentrieren uns mehr auf den Gottesdienst und das Lernen in der Religion. Außerdem ist es gut, wenn wir uns konsequent jeden Tag Zeit nehmen um eine bestimmte Sache zu lernen.
Interessante Projekte sind zb. Sachen die man gut auf die einzelnen Tage aufteilen kann. Zum Beispiel die 99 Namen von Allah lernen, Die 40 Hadithe von An Nawawi durchgehen (dann natürlich hin und wieder mehr als 1 Hadith) oder jeden Tag eine Ayat lernen. Besonders gut eignet sich zb. Die Sura Ar-Rum. Es ist die Sure Nr. 30 und sie hat genau 30 Ayat. Dies ist ja wie geschaffen für Ramadan. Außerdem lernen wir in der Sura Ar Rum ein paar wichtige Lektionen, die auch sehr gut zum Ramadan passen.
Wenn du vielleicht noch ganz neu im Islam bist, dann könntest du auch einfach ein paar kurze Suren lernen. Mache dir keinen Stress, sondern einen guten Plan.
Wenn du aber nicht viel Zeit hast, dann nimm dir auf jeden Fall Zeit um den Koran zu lesen. Im Idealfall lesen wir den Koran im Ramadan mindestens einmal durch. Auch das lässt sich gut aufteilen, denn der Koran hat genau 30 Juz, also 30 Teile.
7. Informiere dich über die Bedeutung von Ramadan:
Jetzt ist eine gute Zeit. um mehr über Ramadan zu lernen. Vielleicht denkst du, dass du schon genug über Ramadan weißt, aber man lernt nie aus. Hast du schon mal ein Buch zum Thema Fasten gelesen? Weißt du wie Fasten unsere Gesundheit positiv beeinflusst? Hast du dich damit beschäftigt was hinter den 5 Säulen steckt? In welchen Hadithen die besonderen Vorzüge des Ramadans genannt werden? An welchen Stellen im Koran überall der Ramadan vorkommt? Weißt du warum es den Ramadan gibt? Weißt du wie die Sahaba den Ramadan begangen haben? Und welche besonderes Vorzüge im Ramadan stecken? Weißt du das der Ramadan viel mehr ist als nur Fasten? Es gibt viele Bücher die sich mit dem Ramadan beschäftigen. Frische dein Wissen auf und erweitere es.
8. Schreibe ein Ramadan -Tagebuch:
Reflektieren ist im Ramadan wichtig. Durch das ehrliche Reflektieren, können wir uns Selbst verbessern und unsere weiteren Schritte planen. Warum schreibst du deine Gedanken nicht in einem Tagebuch nieder? Das hilft dir deine Gedanken zu ordnen und wichtige Zusammenhänge zu erkennen.
Du kannst auch ein Lerntagebuch schreiben, wo du die wichtigsten Themen und Erkenntnisse, die du gelernt hast, niederschreibst. Das kannst du sowohl bei islamischer Literatur, als auch beim Koran selbst machen. Und wer weiß, vielleicht führst du das ja nach dem Ramadan fort. Wenn wir etwas aufschreiben, lernen wir es viel besser. Du solltest dir beim Lernen immer Notizen machen.
9. Helfe aktiv deinen Mitmenschen:
Sei aktiv und versuche Menschen in deiner Umgebung zu helfen. Vielleicht gibt es eine Schwester, die noch neu im Islam ist und deine Hilfe braucht. Vielleicht möchtest du auch einfach andere Geschwister zum Lernen motivieren. Wie wäre es mit einem Schwestern-Ramadan-Kreis wo ihr gemeinsam lernt und betet? Werde selber aktiv und versuche etwas ins Leben zu rufen, wenn du etwas vermisst.
Halte die Augen offen, nach Bedürftigen Menschen und überlege dir wie du helfen kannst. Es gibt viele Moscheen die im Ramadan Iftar anbieten.Vielleicht kannst du auf ganz unterschiedliche Weise helfen. Wenn dir Kochen Spaß macht, kannst du vielleicht für Andere kochen, wenn du großes Wissen hast, dann kannst du kleine Vorträge oder Lernrunden für andere Schwestern organisieren. Wenn du Arabisch kannst, kannst du versuchen anderen Schwestern Arabisch beizubringen.
Es ist sinnvoll sich bereits vor Ramadan zu überlegen in wie weit man aktiv werden möchte, um Gleichgesinnte zu finden, mit denen man dann Pünktlich zu Ramadan starten kann.
10. Begeistere deine Kinder:
Ramadan ist ein guter Zeitpunkt, um deine Kinder für die Religion zu begeistern. Versuche eine schöne Atmosphäre zu kreieren und deine Kinder einzubeziehen. Geht kurz vor Beginn von Ramadan raus um den Mond zu beobachten, damit deine Kinder eine Vorfreude entwickeln.
Lass lieber die Finger von Ramadan-Kalendern. Ramadan ist nicht Weihnachten und auch kein Ersatz für Weihnachten. Deine Kinder sollten wissen, dass wir anders feiern und dies keinesfalls einen Mangel bedeutet.
Denk dir lieber etwas Eigenes aus. Es spricht auch nichts gegen kleine Überraschungen oder Belohnungen für die Kinder. Finde dafür eine eigene Form. Ramadan-Kalender sind aus mehreren Gründen nicht empfehlenswert. Ich möchte hier an dieser Stelle keine Begründung schreiben. Du kannst das selbst nachschlagen und die Fatawas darüber lesen. Ich möchte dir nur diesen Ratschlag und Gedanken mitgeben: Wenn wir Ramadan und Weihnachten vergleichen und imitieren, dann wird dein Kind die beiden Feste vergleichen und vielleicht Weihnachten schöner finden, weil man da nichts machen muss und trotzdem Geschenke bekommt. Versuche deinem Kind von Anfang an zu vermitteln, dass es nicht um die Geschenke geht und das Weihnachten nichts mit Ramadan zu tun hat. Vermittle deinem Kind die Basis des Glaubens und den wirklichen Sinn von Ramadan.
Beziehe deine Kinder so gut wie möglich in Alles ein. Es ist eine gute Möglichkeit deine Kinder für den Islam zu begeistern. Warum setzt ihr euch nicht am Abend alle zusammen und Mama oder Papa erzählen Geschichten aus dem Koran oder von den Propheten. Das stärkt auch den Familienzusammenhalt.
Ma Sha Allah
Möge Allah dich segnen
Amin
Wa Iyaki liebe Schwester.
Amin