Was ist Dawa?
In letzter Zeit habe ich viel über das Thema Dawa nachgedacht. Dawa- das bedeutet Einladung zum Islam. Im heutigen Sprachgebrauch wird es meist verwendet, wenn jemand aktiv auf Menschen zugeht um sie über den Islam zu informieren. Am bekanntesten ist das wohl der breiten Masse mit den Koran-Infoständen. Von Nicht-Muslimen wird Dawa deswegen stark wahrgenommen, leider nicht immer positiv.
Aber wieso mache ich mir nun Gedanken darüber? Habe ich vor mich irgendwo auf die Straße zu stellen? Nein, das überlasse ich dann doch lieber den dafür geeigneten Geschwistern. Aber für mich heißt Dawa, eine Verantwortung den Islam zu repräsentieren, die jeder von uns Muslimen hat. Vielleicht haben wir Frauen noch etwas mehr diese Verantwortung, weil Frauen das beliebteste Streitthema im öffentlichen Diskurs sind und wir Frauen gleichzeitig unsere Kinder erziehen und somit die Werte von Morgen vermitteln. Es ist eine Verantwortung, wie wir uns in der Öffentlichkeit bewegen und wie wir mit den Menschen umgehen. Und dies umfasst für mich nicht nur die Nicht-Muslime, sondern auch das Verhalten unter den Muslimen.
[16:125] Rufe zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung auf, und streite mit ihnen auf die beste Art. Wahrlich, dein Herr weiß am besten, wer von Seinem Wege abgeirrt ist; und Er kennt jene am besten, die rechtgeleitet sind.
In englischen Koran- Übersetzungen wird das Wort „streiten“ aus dem Arabischen mit „debate“ oder „argue“ übersetzt. Dies trifft es meiner Meinung nach viel eher als Streiten. Als Streiten ist hier das debattieren über verschiedene Meinungen gemeint, jedoch NICHT das Streiten im Sinne von sich anzuschreien oder andersweitig unfreundlich zu werden. Das sollte man bitte unbedingt unterlassen.
Mit meinem Blog stehe ich zum Teil in der Öffentlichkeit, jedoch auch jede Person die ein Facebook-Profil besitzt oder überhaupt mit anderen Menschen spricht. Bei jedem Artikel den ich schreibe, frage ich mich, ob das jetzt tatsächlich Koran und Sunna entspricht, denn ich habe Angst davor, den Leuten etwas Falsches zu vermitteln. Und das sollten wir uns auch fragen, wenn wir mit anderen Menschen reden oder irgendwelche Kommentare auf Facebook posten. Es umfasst auch wie wir miteinander reden oder wie wir mit den Nicht-Muslimen reden. Respekt, Güte und Geduld sind dabei einige sehr hilfreiche Tugenden.
„Und es soll aus euch eine Gemeinschaft werden, die zum Guten aufruft, das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet. Jene sind es, denen es wohl ergeht. “ (3:104)
Zudem ist es auch wichtig, dass wir nur über das sprechen, worüber wir auch Wissen haben. Eine gesunde Selbstreflexion ist dabei sehr angebracht. Es ist vollkommen ok, zu sagen, dass man sich über etwas erst noch genauer informieren möchte, anstatt übereifrig Falschinformationen zu verbreiten.
Den Islam vermitteln
Ich bin generell eher zurückhaltend und bin wahrlich niemand der missionieren will. Und doch, habe ich es in der letzten Zeit oft erlebt, dass Menschen auf mich zugehen und mir Fragen stellen. Und zwar hat es an einem Tag angefangen, wo mir eine Weiterbildung für Frauen im Coaching- Bereich (wie passend zum Thema, subhanallah) ermöglicht wurde. Es war das erste Mal, dass ich vor mehreren Nicht-Muslimen über meinen Weg zum Islam gesprochen habe. Und die Reaktionen darauf waren überwältigend und rührten mich zu tiefst. In den nächsten Wochen hatte ich noch einige wunderschöne Erlebnisse. So hatte ich einen wundervollen Traum über den Islam und es kamen noch mehr Menschen auf mich zu, fragten mich zu verschiedenen Themen und nach einem Koran. Auch Muslime fühlten sich inspiriert Fragen zu stellen und über ihren Umgang mit ihrer Religion zu reflektieren. Allein dass früher, als ich mich nicht so sehr mit meinem Glauben beschäftigte, niemand Fragen stellte und plötzlich gleich mehrere Menschen auf mich zu kamen, erstaunte mich.
Ich fragte mich, ob ich überhaupt den Islam repräsentieren kann, wenn ich Selbst doch noch nicht ganz gefestigt bin in meinem neuen Leben und auch noch viele Sachen vielleicht noch nicht richtig mache und noch lernen muss. Ich sprach eine Dua und bat, dass Allah mir den Weg zeigt und mich in seiner Religion festigt.
Die Antwort darauf fand ich am Abend in einem offenen Bücherschrank. Und zwar in Form eines Buches, welches den Titel „Die Eigenschaften von den Menschen, die zum Islam aufrufen“ trug. Ich konnte es kaum glauben, genau an diesem Abend dieses Buch zu finden. Es nahm meine Angst nicht genügend zu sein und ich fand mich in vielen Bereichen darin wieder.
Wir alle stecken in einem lebenslangen Prozess des Lernens, niemand ist perfekt, aber wenn der Islam unsere Leidenschaft und unser Leben ist, dann können wir natürlich dazu stehen und das auch anderen Menschen vermitteln. Wir sollten aufhören nur das Schlechte zu erwarten, von den Menschen oder auch von uns Selbst. Vielleicht haben wir Angst, weil wir bereits negative Erfahrungen gemacht haben, oder sehen, wie die Medien mit diesem Thema umgehen. Aber in Wirklichkeit möchten sehr viele Menschen mehr über den Islam erfahren, die noch nie die Gelegenheiten hatten, ausführlich darüber zu sprechen.
Es ist ein wunderschönes Gefühl, Menschen einen Stück auf ihrem Weg zu begleiten oder mit den Vorurteilen über den Islam aufzuräumen. Es ist wundervoll anderen Menschen die Schönheit des Islams zu zeigen und noch wundervoller, wenn sie dies tatsächlich erkennen und Allah ihnen ihr Herz öffnet.